Frauen in Führungspositionen in Frankreich

In Frankreich stellen Frauen 47% der arbeitenden Bevölkerung, 17,2% besetzen leitende Positionen. Frauen in Frankreich erhalten aber auch im Durchschnitt 32% weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen (INSEE, 2006). Dennoch gilt Frankreich gemeinhin als ei

Freitag, 30 April, 2010

In Frankreich stellen Frauen 47% der arbeitenden Bevölkerung, 17,2% besetzen leitende Positionen. Frauen in Frankreich erhalten aber auch im Durchschnitt 32% weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen (INSEE, 2006). Dennoch gilt Frankreich gemeinhin als eines der wenigen europäischen Länder, welches dank eines hohen Sozialschutzes Frauen eine berufliche Karriere besonders erleichtert.

In seiner Studie „Aspiring to leadership…..a woman’s world?“ untersucht David Evans, Professor für International Management und Global Leadership an der Reims Management School, ob es bei der beruflichen Karriere von Frauen in französischen Unternehmen besondere kulturelle oder politische Faktoren gibt, die Frankreich zur oft zitierten exception culturelle (kulturellen Ausnahme) machen und Frauen den Aufstieg erleichtern.

Die Ergebnisse zeigen, dass es Frankreich gelungen ist, sich mit der Veränderung von Geschlechterrollen auseinanderzusetzen und die notwendigen Infrastrukturen bereitzustellen, die Frauen den beruflichen Aufstieg einfacher machen. Frauen in Frankreich haben in dieser Hinsicht mehr erreicht als der Groβteil ihrer Kolleginnen in den Nachbarländern.

Drei Trends wurden bestätigt:

  • Veränderte Trends bei Führungsstilen, hier sei insbesondere der „rücksichtsvolle Stil“ erwähnt, unterstützen französische Frauen bei dem Zugriff auf Führungspositionen.
  • Frauen in Führungspositionen in Frankreich arbeiten von einer anderen Machtbasis aus als Männer und fördern auf diese Weise eher den Teamzusammenhalt. Dieses Ergebnis stimmt mit der bisherigen Forschung in diesem Bereich überein.
  • Persönlichkeitsmerkmale, die eher Frauen zugeschrieben werden wie aktives Zuhören, Empathie, Multi-Tasking, kommunikative Fähigkeiten, wurden von Frauen und Männern gleichermaßen als positiv wahrgenommen, vor allem im Kontext der aktuellen Wirtschaftskrise, die den Stress am Arbeitsplatz erhöht hat.

Untersuchungsmethode

Zwölf Interviews wurden in situ sowie per Telefon mit Frauen in Führungspositionen durchgeführt. Die befragten Frauen gehörten zum mittleren bis obersten Management und waren im Alter zwischen 35 und 50 Jahren. Sie arbeiteten in großen Unternehmen sowie in der öffentlichen Verwaltung. Die meisten Teilnehmerinnen kamen aus den Bereichen Marketing, Kommunikation oder Personalwesen. Mithilfe eines Fragebogens wurden die Ergebnisse kategorisiert und gemeinsame Nenner in Bezug auf Denken und Handeln ermittelt.

Einige Ergebnisse:

Netzwerke von Frauen: Frauen „sind immer noch von den von Männern dominierten Netzwerken, Vereinen und Organisationen der „Old Boys“ ausgeschlossen.“ In bestimmten multinationalen Firmen wie IBM und GE Frankreich werden jedoch seit kurzem interne Netzwerke von Frauen geschaffen und ausgebaut.

Unsichtbare Barrieren: Die gläserne Decke „ist in vielen französischen Unternehmen immer noch präsent", obwohl eine Reihe der Befragten glaubt, dass dieses Phänomen abnimmt. Es gibt jedoch immer noch sehr wenige Frauen auf der Vorstandsebene und wenn, haben sie oft Positionen im Personalwesen oder der Kommunikation inne. Ein weiterer wichtiger Grund für die Karriereschwierigkeiten von Frauen, ist die Schwierigkeit, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Gleitzeitangebote entscheidend bei der Karriereförderung

Im Groβen und Ganzen waren die in dieser Studie befragten Frauen jedoch der Meinung, dass erhebliche Fortschritt im Bereich der Karriereförderung gemacht wurden - auch dank der Globalisierung: „Die Globalisierung hat die Präsenz von Frauen in Führungspositionen in Unternehmen erhöht." Veränderte Arbeitsgewohnheiten wie Gleitzeitangebote wurden ebenfalls häufig als entscheidend bei der Karriereförderung erwähnt.